Blaujunges mit @Palekit

Die kalte Nachtluft kriecht unter mein Fell und lässt die kleinen Härchen auf meinem Rücken aufstellen. Es ist das dritte Mal, dass ich außerhalb des Kinderzimmers bin, und doch fühlt es sich an, als würde ich jeden Moment ein neues, schwereres Gewicht auf meinen Schultern tragen. Die anderen Jungen toben noch, ihre lauten Stimmen hallen durch das Lager, aber ich sitze hier, unbeweglich, und beobachte das Flackern der Sterne über mir als Wolken zwischen ihnen wanderten.
Meine Pfote fährt über eine imaginäre Unebenheit in meinem Fell. Ein unwillkürlicher Tick, wie ihn auch meine Mutter hatte. Jede Strähne muss sitzen, jede Unreinheit muss weichen. Vielleicht ist es der Versuch, die Unordnung in meinem Kopf zu bändigen, die sich ausbreitet, seit ich die Kinderstube verlassen habe.
Ein zögerliches, schiefes Lächeln huscht über meine Lippen, der linke Mundwinkel höher als der rechte. Es ist kein Lächeln der Freude, das ist klar. Eher ein Ausdruck des Nachdenkens, der Ironie. Oder ist es Nervosität? Die Welt außerhalb der Kinderstube ist größer, komplexer. Ich verstehe nicht alles sofort, und mein Kopf neigt sich unwillkürlich zur Seite. Diese Geste, die meine Unsicherheit verrät, ärgert mich. Ich muss schneller verstehen.
Ich schließe die Augen und atme tief ein. Das Lager ist stiller geworden. Die anderen Jungen sind müde vom Spiel. Ich bin nicht müde. Mein Geist rast. Ich musste stärker werden, meine anderen Geschwister hatten viel weniger Angst als ich... Ich hatte vor allen Angst, sei es Dunkelheit, der Himmel oder auch noch meine eigenen Träume.

@Blaujunges

Ich betrachtete den jungen Kater während mein Schweif gedankenverloren hin und her schlug. Okay, vielleicht war er noch zu jung um das zu verstehen. Ich hatte ja auch erst mit der Schülerernennung gemerkt, wie sehr ich das Jungensein gemocht hatte. Vielleicht war das auch etwas, was man erst verstand, wenn man es nicht mehr hatte. Zudem war er ja erst vor kurzem geboren worden, da war es verständlich, dass man sich noch nicht solche Gedanken machte. Trotzdem versuchte ich ihm möglichst verständlich auf seine Frage zu antworten.
„Als Junges ist einfach vieles leichter. Du kannst einfach rumliegen, essen, schlafen, spielen…was auch immer du möchtest. Du musst dir um nichts so wirklich Gedanken machen. Und auf dir lastet keine Verantwortung. Als Schüler hast du Aufgaben, du musst trainieren und wirst ständig beurteilt. Ob du etwas falsch machst, was du besser machen könntest, all das“, erklärte ich mit ruhiger Stimme.
„Viele Jungen freuen sich darauf endlich ernannt zu werden und ja, das ist aufregend. Aber manchmal wäre ich gerne wieder Junges“, fügte ich mit einem leisen Seufzen hinzu und legte den Kopf schief. Ob er es nun verstand?

———
@Otterpfote

Ich hatte die Schritte hinter mir gehört und als ich die Stimme von Otterpfote hinter mir hörte, schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen.
„Guten Morgen“, miaute ich und drückte ich für einen kurzen Augenblick an ihn. Ja, er machte das Schülersein definitiv erträglich.
Bei seinem neckenden Kommentar, stupste ich ihn mit einem leisen Lachen und seinem „Heey“ gegen die Seite. Seitdem wir nach unserer Ernennung das Territorium erkundet hatten, war ich nicht mehr wirklich draußen gewesen, vor allem nicht alleine.
Ich wusste, dass er meine Anspannung bemerkte und war ihm dankbar, dass er den Vorschlag machte.
„Sollten wir wohl mal machen“, entgegnete ich, während ich nach draußen starrte. Dann holte ich einmal tief Luft und machte mich mit ihm auf den Weg nach draußen.

—> Territorium

"Eine Patrouille ist eine Gruppe von Katzen, die zusammen raus gehen. Entweder laufen sie die Grenzen ab, oder jagen zusammen", erklärte sie.
Cherrysong führte @Blaujunges in den Ältestenbau. Dieser war recht leer. Seit Polarfuchs Tod war Cherrysong die einzigeste Älteste hier.
"Komm, hier ist es ruhiger", schnurrte sie und legte sich in ihr Nest.
"Du hast sicher einige Fragen, oder?"

Blaujunges mit @Honigpfote

Ich starrte Honigpfote an, während ihr Schweif langsam hin und her schwang. Ihre Worte schwirrten in meinem Kopf herum. Leichter. Keine Verantwortung. Das klang… Seltsam. Doch um ehrlich zu sein, hatte ich noch nicht wirklich einen Plan, was ´Verantwortung´ nun wirklich war.
Sie sagte, ich könne als Junges „einfach rumliegen, essen, schlafen, spielen… was auch immer du möchtest.“ Aber ich wollte nicht einfach nur rumliegen. Ich wollte verstehen. Ich wollte lernen. Ich wollte wissen, wie alles funktionierte. Wenn ich etwas nicht sofort begriff, neigte ich den Kopf schief. Es war ein ärgerlicher Tick, ein Zeichen meiner Unfähigkeit.
„Als Schüler hast du Aufgaben, du musst trainieren und wirst ständig beurteilt“, erklärte Honigpfote. Das war es doch, was ich wollte! Beurteilt werden, um zu wissen, wo ich mich verbessern konnte. Zu beweisen, dass ich meiner Eltern würdig war.
Ich sah sie an, meinen Kopf leicht geneigt. Ihre Worte ergaben für mich keinen Sinn. Warum sollte man sich wünschen, wieder schwach und ohne Bedeutung zu sein? Die Kinderstube war für mich ein Ort des Lernens, nicht des Sorglosseins. Mutter und meine Geschwister schliefen noch im Nest, warm und geborgen. Aber ich war hier draußen, mit Honigpfote. Ich wollte die Welt verstehen, nicht mich von ihr verstecken.
Doch dann wechselte ich mehr oder weniger das Thema: „Was macht man eigentlich so als Schüler?"

Cherrysong überlegte.
"Nun... kommt drauf an, was es ist. Wenn es was kleines ist, kümmert sich die Patrouille direkt darum. Wenn es etwas größeres ist, sammeln sie Informationen und Kältestern, unser Anführer, entscheidet dann, was passiert", erklärte sie.
"Aber es passiert sehr sehr selten etwas, was wirklich gefährlich ist. Meist ist es ruhig. Manchmal übertritt ein Streuner die Grenze, aber diese laufen meist davon, wenn sie auf eine Patrouille treffen"
Cherrysong schnurrte.

Blaujunges mit @Cherrysong

„Selten gefährlich“, wiederholte ich leise, als sie erwähnte, dass es meistens ruhig war. Streuner, die wegliefen. Das beruhigte einen Teil von mir, den ich nicht benennen wollte. Die Bilder aus meinem Albtraum waren noch zu frisch, zu unkontrollierbar.
Ich versuchte, mir eine Patrouille vorzustellen, wie sie sich lautlos durch das Unterholz bewegte, aufmerksam auf jede Bewegung, jeden Geruch. Das wäre eine wichtige Aufgabe. Eine, bei der man jede Einzelheit beachten müsste, um nichts zu übersehen.
Mein Blick wanderte durch den Ältestenbau, der so leer war. „Was machen die Ältesten eigentlich?“, fragte ich dann, meine Stimme immer noch ruhig und ernst. Es gab so viele Rollen im Clan, so viele Dinge zu verstehen. Und wenn der Ältestenbau so leer war, musste Cherrysong eine sehr wichtige Aufgabe haben, um ihn so allein zu bewahren.

"Nun...." Gute Frage.
"Älteste sind die Katzen, die zu alt oder zu krank sind, um Krieger oder Heiler zu sein", erklärte sie dann.
"Aber ich passe gerne auf Junge wie du auf, damit deine Mutter auch mal Zeit für sich hat... oder ich helfe Schüler die Baue ordentlich zu halten. Manchmal schlafe ich auch einfach nur"
Sie kicherte.
"Ich hab mein Leben lang dem Clan gedient, war Heilerin, Kriegerin und Mutter... nun ruhe ich mich aus"
Sie zwinkerte dem Kater zu.
"Außerdem braucht jeder Clan eine Katze die euch jungen Dingern Geschichten über längst vergessene Zeiten erzählen kann"


@Blaujunges

Blaujunges mit @Cherrysong

Ich nickte langsam, als Cherrysong ihre Antwort gab. Zu alt oder zu krank. Das verstand ich. Es war wie bei den alten Bäumen, deren Äste sich nicht mehr so hoch reckten, aber deren Wurzeln tief in der Erde verankert waren.
„Du passt auf Junge auf… und hilfst Schülern“, murmelte ich, die Worte in meinem Kopf ordnend. Sie half dabei, dass alles seinen Platz hatte und gut funktionierte. Das Kichern, das aus ihr kam, war ein ungewohntes Geräusch, das mich leicht verwirrte. Meine eigene Art zu lächeln, dieses schiefe Zucken, kam eher aus Nachdenklichkeit oder Nervosität. Offene Fröhlichkeit war selten.
„Heilerin, Kriegerin und Mutter… und jetzt ruhst du dich aus“, wiederholte ich, fast wie ein Echo. Es war ein langer Dienst, den sie geleistet hatte. Mein Blick wanderte erneut durch den leeren Bau. Sie war die einzige hier, doch sie schien nicht einsam.
„Geschichten über längst vergessene Zeiten“, sagte ich leise. Das war interessant. Wissen bewahren. Wissen war Macht, und das Verstehen der Vergangenheit würde sicherlich helfen, die Zukunft zu planen. So hatte es mein Vater immer gesagt.
Ich spürte eine leichte Wärme, die von ihrer Anwesenheit ausging, eine Art stiller Stärke, die anders war als die meiner Eltern, aber nicht weniger bedeutsam. Es gab so viel zu lernen, so viele Schichten des Clans zu verstehen.
„Hast du eine Lieblingsgeschichte?“, fragte ich schließlich, mein Kopf immer noch leicht geneigt, während ich sie aufmerksam musterte.

"Lieblingsgeschichte?" Cherrysong sah @Blaujunges an.
"Ich habe viele... hm... ich glaube die Geschichte, wie ich zum Clan gekommen bin, die mag ich gerne"
Sie schnurrte.
"Soll ich sie dir erzählen? Sie ist aber seehr lange"
Die rote Kätzin sah ihren Enkelsohn abwartend an.
Man merkte, dass sie es liebte, Geschichten zu erzählen.

Blaujunges mit @Cherrysong

Ich sah Cherrysong an, als sie über ihre Lieblingsgeschichte nachdachte. Wie sie zum Clan gekommen war. Das klang wichtig. Es ging um Ursprünge, um Anfänge. Meine Eltern sprachen oft von den Regeln und der Geschichte des Clans, aber selten von persönlichen Geschichten, die so… lebendig klangen.
„Sehr laaaaaange“, wiederholte ich leise, doch in meiner Stimme lag keine Ungeduld, sondern eine tiefe Neugier. Jede Information, jede Geschichte, war ein weiteres Puzzleteil, das mir half, die Welt um mich herum zu verstehen. Mein Kopf war immer noch leicht zur Seite geneigt, als ich ihren Blick erwiderte. Ich wollte alles aufsaugen.
„Jaaaa!“, sagte ich, meine Antwort war knapp, aber bestimmt. „Bitte erzähl sie mir.“

@Blaujunges

"Nun gut... es fing an, dass ich mit meiner Schwester, meiner Mentorin Chia und ein paar anderen Katzen durch die Gegend reiste... wir waren wandernde Heiler. Chiablüte hat mir die Kräuter gezeigt, während wir Streuner unterwegs geholfen haben. Bis eines Nachts... wir alle einen Traum hatten. Der SternenClan bat uns, zu den Clans zu kommen, um dort die rolle der Heiler zu übernehmen. Chia wurde Heilerin im HimmelClan und hieß ab da Chiablüte und ich wurde Cherrypaw. Meine Schwester wurde Heilerschülerin im BaumClan, ihr Mentor Schakal wurde zu Schakalläufer... und Zwiellichtspiel und Stellapaw kamen zum RosenClan"
Cherrysong hielt inne, hoffte die Namen richtig wiedergegeben zu haben.
"Die damalige Anführerin Hellstern nahm mich und Chiablüte freundlich im Empfang und ich gewöhnte mich schnell. Ich fand Freunde, lernte die Clangebräuche kennen... ich wurde schließlich Cherrysong"
Die rote Kätzin lächelte stolz.
"Doch dann verschwand Schakalläufer und meine Schwester... und Chiablüte schloss sich dem BaumClan an, um da zu helfen... wodurch ich nun Heilerin wurde. Ich war aber nicht lange allein, fand bald meinen Schüler Polarfuchs..."

Blaujunges mit @Cherrysong

Ich lauschte aufmerksam, als Cherrysong zu erzählen begann. Ihre Stimme war wie ein sanfter Bach, der über Steine glitt, und ich sog jedes Wort auf. Wandernde Heiler. Das war etwas, das ich nicht kannte, etwas außerhalb der festen Grenzen des Clans.
„SternenClan bat uns, zu den Clans zu kommen“, wiederholte ich leise in Gedanken, als sie von dem gemeinsamen Traum sprach. Der SternenClan - die Ahnen, die über uns wachten. Es war beeindruckend, dass sie so direkt zu den Katzen sprachen.
Die Namen der Katzen, die mit ihr reisten - Chiablüte, Schakalläufer, Zwiellichtspiel, Stellapfote - klangen fremd und doch bedeutsam. Es war wie das Hören einer Geschichte aus einer anderen Welt, die sich plötzlich mit unserer verband.
Cherrysong sprach davon, wie sie schnell Freunde fand, die Clangebräuche lernte und schließlich Cherrysong wurde. Ein stolzes Lächeln spielte um ihre Schnauze, und ich verstand, dass dies ein wichtiger Moment für sie gewesen war. Der Übergang von einem Namen zu einem anderen war eine Bestätigung, ein Zeichen von Zugehörigkeit.
Ich wusste, dass Polarfuchs gestorben war. Das war der Grund, warum Cherrysong nun allein im Ältestenbau war. Ich neigte den Kopf, meine Stirn leicht gefurcht. Es war ein trauriger Gedanke, dass jemand so wichtiges wie ein Mentor oder Schüler verschwinden oder sterben konnte. Der Clan veränderte sich ständig.
„Was ist mit deiner Schwester passiert?“, fragte ich, meine Stimme war leise. Es war die Art von Frage, die mich beschäftigte - das Unbekannte, das Verschwinden.

Cherrysongs Blick wurde traurig.
"Ich weiß es nicht... kurz nach dem sie ihren Heilernamen Wüstenblume erhielt, verschwand sie"
Cherrysong seufzte.
"Ich musste beim Clan bleiben, weshalb ich sie nicht suchen konnte. Ich bildete Polarfuchs aus, sah Katzen zur Welt kommen, sah sie sterben. Und eines Tages hatte ich einen Unfall und vergaß alles ... vergaß wer ich bin und wer ich war. Polarfuchs musste daraufhin alleine Heiler sein, während ich es als Kriegerin versuchte. Doch zum Glück war ich nicht allein. Ein guter Freund, Farbenspiel blieb an meiner Seite und wir wurden Gefährten... meine ersten Jungen kamen wenig später. Zwei davon, Esche und Wildfire leben heute noch. Esche als Streuber und Wildfire hast du vielleicht sogar hier irgendwo gesehen", erzählte sie.
"Dann starb Farbenspiel...." Sie seufzte. "Aber auch die dunklen Zeiten gehen vorbei und ich fand einige Monde später mit Seelenfeuer mein Glück. Ich bekam weitere Junge, darunter auch deine Mama Silvermoon"
Sie schnurrte.



@Blaujunges

Blaujunges mit @Cherrysong

Ich sah, wie Cherrysongs Blick traurig wurde, als sie von ihrer Schwester sprach. „Ich weiß es nicht…“ Diese Worte hallten in mir nach. Etwas nicht zu wissen, etwas nicht kontrollieren zu können - das war beunruhigend. Die Vorstellung, dass jemand einfach verschwand, ohne eine Spur, war seltsam und beunruhigend zugleich.
Sie musste beim Clan bleiben. Polarfuchs ausbilden. Katzen zur Welt kommen und sterben sehen. Das alles klang nach einer schweren Last, nach Pflicht, die man nicht ablegen konnte. Und dann der Unfall, das Vergessen. Die Vorstellung, sich selbst zu verlieren, wer man war, war beängstigend. Ich versuchte, mir das vorzustellen, aber mein Verstand weigerte sich, es vollständig zu erfassen. Identität war doch fest, wie konnte man sein leben vergessen?
Cherrysongs Geschichte war voller Schichten: Verlust und Wiederfindung, Trauer und Freude. Es war komplizierter als alles, was ich bisher gehört hatte. Es war nicht nur eine Geschichte über den Clan, sondern über das Leben selbst, über Dinge, die außerhalb der Kontrolle lagen, und doch irgendwie gemeistert wurden.
„Das ist aber eine traurige Geschichte... Aber mach dir keine Sorgen, ich werde gaaaaanz alt, sogar älter als du! Da bin ich mir ganz sicher!"
„Was ist eigentlich mit Esche passiert?“, fragte ich schließlich, meine Stimme war leise und bedacht. Der Gedanke, dass jemand den Clan verlassen und ein Streuner werden konnte, war ebenfalls neu und verwirrend für mich.

Cherrysong schnurrte.
"Natürlich wirst du das! Du wirst den Clan stolz machen und ganz lange leben", stimmte sie zu.
"Und Esche... er war auf Reisen, wollte sich erst selbst finden. Aber es geht ihm gut, ich habe ihn erst vor kurzem getroffen", erzählte sie.
"Vielleicht kommt er irgendwann zurück zum Clan... vielleicht nicht. Aber ich weiß, dass er da wo er ist glücklich sein wird... nicht jede Katze ist fürs Clanleben geschaffen und das ist okay... deshalb verurteilen wir niemanden, der anders lebt als wir, okay?"


@Blaujunges

Blaujunges mit @Cherrysong

Ich hörte Cherrysongs sanftes Schnurren und ihr Versprechen: „Du wirst den Clan stolz machen und ganz lange leben.“ Das war etwas, was meine Eltern mir auch oft sagten, aber von ihr klang es… anders. Weniger wie eine Erwartung, mehr wie ein Wunsch.
Dann sprach sie über Esche. „Er war auf Reisen, wollte sich erst selbst finden.“ Das Wort „Reisen“ war faszinierend. Außerhalb der sicheren Grenzen des Clans. Und das Konzept, sich selbst finden zu müssen, war neu für mich. Ich dachte, man war einfach, was man war.
Ihre letzten Worte ließen mich innehalten. Nicht verurteilen. Das war ein Gedanke, der im Widerspruch zu der strengen Disziplin und Loyalität stand, die ich bisher gelernt hatte.
Aber Cherrysong sprach von Akzeptanz für jene, die anders waren.
Ich neigte meinen Kopf leicht zur Seite, meine Stirn war leicht gefurcht, während ich versuchte, diese neue Information in mein bisheriges Verständnis der Welt einzuordnen. Es war komplexer, als ich gedacht hatte. Es gab nicht nur Schwarz und Weiß, stark und schwach. Es gab auch… anders. Vielleicht war ich auch dieses...anders.
„Aber… wenn sie nicht im Clan sind… wie finden sie dann Nahrung? Und Schutz?“, fragte ich schließlich, meine Stimme war ernst.

"Nun... unterschiedlich. Manche Katzen jagen für sich. Manche haben sich in kleine Gruppen zusammen geschlossen, manche leben als Familie zusammen... aber es soll auch Gruppen ähnlich dem Clans geben, die sich anders nennen... es gibt sogar weiter weg andere Clans. Dein Opa Seelenfeuer hat diese mal besucht, war dort Anführer, bis er zurück gekommen ist", erzählte sie.
"Es gibt da draußen so viele Möglichkeiten, wie Katzen leben... und jede Art ist okay, so wie sie ist... zumindest die, die niemanden weh tun"

@Blaujunges

Blaujunges mit @Cherrysong

Ich lauschte aufmerksam, mein Kopf leicht geneigt, während Cherrysong sprach. „Unterschiedlich.“ Das war ein Wort, das in meinem begrenzten Weltbild bisher kaum existierte. Ich kannte nur den Clan, die Regeln, die Struktur.
Sie malte ein Bild von einer Welt jenseits der Grenzen, von denen ich dachte, sie seien alles. Eine Welt, in der Katzen für sich selbst sorgten, ohne die Jägerpatrouillen oder die gemeinsame Beute. Das war eine Idee, die sowohl faszinierend als auch ein wenig beunruhigend war. Wie konnte man überleben, ohne die Stärke und Ordnung des Clans?
„Andere Clans“ - mein Opa Seelenfeuer war sogar Anführer dort gewesen, bevor er zurückkam. Das war ein Gedanke, der mich besonders beschäftigte. Es gab also nicht nur unseren Clan, sondern noch andere, mit anderen Namen, anderen Regeln vielleicht? Die Welt schien sich mit jeder ihrer Geschichten auszudehnen, größer und unübersichtlicher zu werden.
Ich versuchte, all diese Informationen zu verarbeiten, sie in die Schubladen meines jungen Verstandes zu sortieren. Es war viel, und es war anders. Meine Augen musterten sie aufmerksam, während mein Geist ratterte.
„Wenn es so viele Arten gibt zu leben… Warum sind wir denn in einem Clan?“, fragte ich schließlich, meine Stimme war ruhig, aber die Frage drückte eine tiefe Neugier aus

Blaujunges mit @Palekit

Ich zuckte leicht zusammen, als etwas meine Seite stieß, und meine Gedanken wurden abrupt unterbrochen. Ich drehte meinen Kopf und blickte in das helle Gesicht meiner Schwester. Palekit. Noch nie hatte ich mit ihr wirklich geredet, oder irgendwem anderen meiner zahlreichen älteren Geschwister.
Mein Ausdruck blieb wie gewohnt ruhig, beinahe ernst. Ich zeigte selten offene Begeisterung oder offensichtliche Wut, nicht wie die anderen Jungen, die ihre Gefühle offen zur Schau stellten. Ich bevorzugte lieber eine gewisse Neutralität.
„Hallo Palekit“, erwiderte ich, meine Stimme war leise und bedacht. Ich ließ meinen Blick kurz über die Maus gleiten, die sie vor das Nest unserer Mutter gelegt hatte. Eine Geste der Fürsorge. Oder war es ein Beweis ihrer Fähigkeiten? Ich versuchte, ihre Handlungen zu deuten, wie ich es bei allem tat.
„Ich dachte nach“, fügte ich hinzu, um ihre unausgesprochene Frage zu beantworten, warum ich einfach nur dasaß. „Über… die verschiedenen Arten, wie Katzen leben können. Oma hat mir gestern eine Geschichte erzählt über Opa. “

Blaujunges mit @Palekit

Meine Schwester Palekit verengte ihre Augen. Sie sagte, ich sollte aufpassen, nicht in Gedanken versunken zu sein. „Gefährlich sein.“ War es das, was ich sein sollte? So, wie es sich für eine Rudelkatze gehört?
Das war ihre typische Art, die einer Erstgeborenen. Sie wollte mich ermahnen, so wie unsere Eltern es taten, wie es der Clan von uns erwartete. Ich zuckte nicht wieder zusammen, meine Haltung blieb ruhig. Ich war nicht schreckhaft. Es war nur… Eine Unterbrechung.
Sie seufzte. Ich wusste nicht, warum. Sie fragte, ob ich wüsste, was die beste Art zu leben sei.
Ich sah sie an, mein Ausdruck war ernst und nachdenklich. Mein linker Mundwinkel zuckte leicht nach oben, nicht aus Freude, sondern aus einer Mischung aus Überlegung und leichter Irritation über ihre Frage, die so offensichtlich klang und doch so vielschichtig war. Ich war gerade dabei, genau das herauszufinden.
„Der Clan ist gut, damit alle Sicherheit und Freunde haben“, antwortete ich ruhig. „Er bietet Schutz und Nahrung für alle. Und er sorgt dafür, dass wir nicht wie Streuner sind.“ Ich wiederholte die Lektionen, die meine Eltern uns gelehrt hatten, die Fundamente, auf denen unser Leben aufgebaut war.
Doch dann fügte ich hinzu, meine Stimme war leiser, ein Hauch von Unsicherheit in den sonst so festen Worten: „Aber Oma Cherry sagt, es gibt viele Arten, wie Katzen leben können. Und dass jede Art okay ist, solange sie niemandem weh tut.“ Mein Kopf neigte sich wieder leicht zur Seite. „Das ist… anders.“

Ringjunges mit @Onyx

Die Kinderstube ist warm und riecht nach Milch und anderen Jungen. Die meisten schlafen noch tief und fest, ihre kleinen Körperchen ineinander verschlungen. Ich liege dicht an Mutters warmem Bauch, höre ihr gleichmäßiges Atmen und fühle das sanfte Auf und Ab ihres Körpers.
Ich bin erst zwei Monde alt, und doch fühlt sich mein kleiner Kopf schon manchmal so voll an. Voller Gedanken, die sich winden wie kleine Würmer. Einer davon lässt mich nicht los, seit ich vorhin kurz aufgewacht bin als Blaujunges mit Cherrysong sprach.
Vorsichtig, ganz vorsichtig, krabble ich ein Stückchen höher an Mutters Brust. Ihr Fell ist so weich und beruhigend. Ich stupse meine winzige Nase gegen ihren Kiefer, dann noch einmal, etwas fester. Sie bewegt sich leicht, ein leises Murren entweicht ihr.
„Mutter?“, flüstere ich, meine Stimme ist noch ganz dünn. „Mutter“, fange ich wieder an, der Gedanke drängt so sehr. „Warum mussten wir eigentlich so oft in den Heilerbau? Blau hat mir erzählt, dass er noch nie im Heilerbau war und er ist fast so alt wie ich!"

"Gute Frage... manche Entscheidung sich hier zu sein, weil sie hier Freunde und Familie haben... andere mögen die Sicherheit. Und andere sind einfach hier geboren und mögen ew so wie es ist... es gibt unterschiedliche Gründe", schnurrte Cherrysong.
"Was aber sicher ist, dass der Clan Sicherheit und Struktur bietet. Eine Katze allein hat es schwerer, als in der Gruppe"

@Blaujunges

Blaujunges mit @Cherrysong

Ich nickte langsam, als Cherrysong die verschiedenen Gründe aufzählte, warum Katzen im Clan blieben: Freunde, Familie, Sicherheit. Und einfach, weil sie hier geboren waren und es so mochten. Es waren Gründe, die über die reine Logik hinausgingen, Gründe, die sich mehr wie ein Gefühl anfühlten.
„Sicherheit und Struktur“, wiederholte ich leise. Das war es. Das konnte ich verstehen. Eine Katze allein hatte es schwerer. Das war eine logische Schlussfolgerung, die ich akzeptieren konnte. Eine Gruppe war stärker, effizienter. Meine Eltern hatten mir das immer wieder gesagt.
„Aber wenn eine Katze sich entscheidet zu gehen, weil sie nicht für das Clanleben geschaffen ist… ist sie dann schwach?“, fragte ich. Meine Stirn legte sich in Falten, als ich versuchte, diese widersprüchlichen Konzepte in Einklang zu bringen. Der Clan lehrte Stärke und Loyalität. Wer ging, schien diese Regeln zu brechen. Doch Cherrysong sagte, es sei okay.