Seine Reaktion beeindruckte mich nicht besonders, wenn er nicht mit mir gehen wollte, hätte er das sagen können, deshalb ging ich davon aus, dass er kein großes Problem damit hatte, und dieselbe Haltung hatte ich auch nach außen hin. "Was ich von dir will?" erwiderte ich also. "Ich möchte wissen, wie es dir so ergangen ist...in letzter Zeit." miaute ich, während ich in Richtung der kleinen Lichtung lief.

»Wie es mir ergangen ist?«, wiederholte ich und konnte einen fragenden Unterton nicht ganz verbergen. »Ich wüsste nicht, was dich das angeht Weißdornblüte...« Ich hatte nicht mit einer solchen Frage gerechnet und musste mir auch erst eine Antwort zurechtlegen. »Ich habe an meinen Fertigkeiten getüfftelt, ansonsten habe ich einfach... gelebt und mich in meinen Kaninchenbau verkrochen, mich mit meinen Gedanken beschäftigt.« Anders konnte ich auf ihre Frage nicht eingehen, denn wie sollte es mir schon ergangen sein? Ich lebte im Tartaros.

Ich hörte ihm zu, während wir so dahin liefen durch den Schnee und sah dann kurz zu ihm, als er geendet hatte. "Es geht mich nichts an, aber trotzdem erzählst du es mir?" fragte ich und hob leicht die Augenbrauen. "Wie lieb von dir." andere Katzen hätten hierbei einen neckenden Unterton gehabt, ich nicht. Meine Stimme war ernst wie sonst auch. "Über was hast du nachgedacht, wenn ich fragen darf?"

»Ich antworte auf gestellte Fragen«, miaute ich trocken und blieb völlig unbeeindruckt von ihrer Art. Einerseits weil ich es noch von früher gewohnt war, andrerseits weil Weißdornblüte einfach dieses Standing verloren hatte und noch nicht wieder die Alte war, sondern einfach nur ein graues, zerbrechliches und dummes Abbild, ein Schatten. »Du darfst fragen, allerdings gibt es für dich keine zufriedenstellende Antwort. Ich denke über alles nach. Ich beschäftige mich mit der Frage, was eigentlich eine Katze ist, was Gerechtigkeit ist, was Glück, was der Tod... es gibt nichts, worüber ich nicht nachdenke. Ich denke ständig, selbst in einigen Gesprächen kann ich nicht damit aufhören.« Es war die Wahrheit. Der Kaninchenbau war meine Gedankenwelt in der ich das Essen, Schlafen und Trinken vergaß. Es gab nur mich und meine Gedanken und Ideen und Pläne.

Ich kniff leicht die Augen zusammen und musterte, dann sah ich auf meine Pfoten, die sich durch den Schnee kämpften. "Du wärst sicher ein guter Ältester." murmelte ich. "Da kannst du gut alleine in deinem Bau hocken, alle vergraulen die Kontakt suchen und Nachdenken bis du stirbst." ich sah wieder auf, mein Blick war klar und nun ohne Emotionen, naja, vielleicht etwas Neugier auf seine Reaktion.

»Räubermond wollte mich ebenfalls schon in den Ältestenbau einteilen«, sagte ich und meine Mimik blieb unverändert. Diese Leere in meinem Blick war schon länger nicht mehr gewichen. »Es ist schon häufiger vorgekommen, dass ich fast in meinem Kaninchenbau gestorben wäre. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass ich beim Denken sterben werde.« Ich sah etwas zu Boden, denn ich konnte nicht verhindern, wieder über den Tod und Schmerz nachzudenken. Damals hatten mich äußerliche Einflüsse gerettet. Ein herabfallender Ast der auf meinem Schwanz landete, ein Gewitter... doch jetzt? Ob eine Katze darauf aufmerksam werden würde? Ich biss mir auf die Zunge und sprang über einen Ast. »Allerdings bin ich jung und noch lange kein Ältester. Ich bin drei Jahre... also bitte.« Ich schnalzte mit der Zunge und schloss die Augen. »Maus«, sagte ich wie aus dem nichts und prüfte noch einmal die Luft. Sie war ganz in der Nähe

Ich sah ihn überrascht an. Sie wollte ihn in den Ältestenbau einteilen? Was für eine Frechheit! Ich war knapp jünger als er, doch das hieß anscheinend auch, dass ich in Räubermonds Ansicht alt sei. Ich rümpfte die Nase. Ich war in meinen besten Jahren, das war sicher! Und er.... nun ja, so wie er sich inzwischen gemacht hatte, konnte ich es nicht leugnen: Er auch. "Sie hat sie doch nicht mehr alle." miaute ich zustimmend und konzentrierte mich dann auf seine Fährte. Ich lief dem Geruch hinterher, bis ich sie erspähen konnte. "Es ist deine." miaute ich, denn er hatte sie nun mal zuerst gesehen. Außerdem zweifelte ich nicht daran, dass ich auch noch etwas erjgen würde.

»... Das war ein Witz ihrerseits«, klärte ich sie auf und runzelte leicht die Stirn. »Ich fand es nur amüsant wie ihr beiden euch darüber einig seid. Wobei es wohl eher traurig ist, denn eure Schablone des Ältesten-« Ich brach bei ihren Worten ab und verzog das Gesicht. Spinnte Weißdornblüte? Ein tiefes Knurren drang aus meiner Kehle. »Du wolltest auf die Jagd - ich bin lediglich Gesellschaft. Ich verspreche dir, dass du kein Stück Beute mit mir an deiner Seite machen wirst, wenn du mich diese Maus fangen lassen willst. Ich werde sie nicht töten und sie warnt alles in der Umgebung. Überleg es dir«

Ich kniff etwas die Augen zusammen. Kein besonders witziger Witz. dachte ich. Mit mir war nicht zu spaßen, wenn es um Alter ging. Und ich kniff sie noch mehr zusammen bei seinen folgenden Worten. "Reagier dich ab, okay" miaute ich streng, ich hatte nämlich definitiv keine Lust auf Streit. Ich fokussierte mich auf die Maus und schlich mich dann langsam an.

»Von der Katze die mit Schwalbenstern als Erste von meinem Problem erfahren hat und von einer der pfotenvollen Katzen die überhaupt davon wissen, hätte ich eine solch dämliche Aussage einfach nicht erwartet«, zischte ich und mein Schwanz peitschte hin und her. Dann jedoch wurde ich ganz still und beobachtete Weißdornblüte bei der Jagd. Ihre Haltung war nahezu perfekt und ich setzte mich aufrecht hin. Wie man freiwillig Leben nehmen konnte war mif einfach ein Rätsel.

"Na sieh mal an, da überrasche ich dich ja immer wieder." zischte ich nach hinten und fokussierte mich nun auf die Maus, denn diese hatte bei meinem Zischen aufgehorcht. Jetzt oder nie. Meine Poften bewegten sich immer schneller nach vorne, ich blieb in Kauerstellung und bewegte mich nahezu lautlos auf die Maus zu. Ich konnte spüren, wie die Anspannung des Tieres wuchs und blieb so kurz stehen. Gerade, als sich die Maus wieder entspannt hatte, packte ich zu und machte kurzen Prozess. Das Tier in meinem Maul baumelnd drehte ich meinen Kopf und sah hinter mich zu Falcon.

»An negative Überraschungen habe ich mich längst gewöhnt«, entgegnete ich, als Weißdornblüte sich mit der Maus im Maul zu mir umdrehte. Ich seufzte und wandte den Kopf langsam ab. »Willst du die Maus jetzt vergraben?« Ich biss mir auf die Zunge. Es war nicht so, als könne ich kein Blut sehen oder so, allerdings gefiel mir der Anblick des Blutes im Schnee einfach nicht.

Ich sah ihn kurz verwirrt an, es dauerte jedoch nicht lange, sein Unbehagen zu identifizieren. Ich nickte knapp und buddelte dann schnell ein Loch, indem ich die Maus vergrub, während wir nach anderer Beute Ausschau halten würden. Ich stapfte durch den Schnee zu ihm rüber und antwortete auf seine Worte, nachdem ich eine kurze Weile lang still war. "Gut für dich, es wird nicht besser." miaute ich halb neckend aber mit ernstem Gesichtsausdruck, sah ihn kurz an und ging dann an ihm vorbei weiter.

»Was meinst du Weißdornblüte; das mit den negativen Überraschungen?« Ich lief neben ihr her und war nicht wirklich glücklich über den Schnee. Anders als Weißdornblüte fiel ich jetzt viel mehr auf und zusätzlich war er nass und kalt. Ich mochte den Schnee früher, allerdings war die Blattleere im Territorium sehr hart gewesen und obendrein war ich damals allein. »... warum musst du jetzt jagen? Es schadet euch nicht, wenn man mal nur alle zwei Tage etwas frisst. In der Blattleere haben es alle schwer«

"Ja das meine ich." miaute ich und sah mich aufmerksam um, die Ohren aufgestellt, stets nach Beute Ausschau haltend. "Um erhlich zu sein habe ich es vermisst und fühle mich so außerdem nützlicher. Und ich gleiche aus, was du uns wegfrisst." miaute ich und langsam baute sich in meiner Stimme doch ein neckende Unterton auf.

»Ich fresse niemanden etwas weg, Weißdornblüte. Alle zwei oder drei Tage führt mich mein Weg zum Frischbeutehaufen, allerdings bringe ich auch alle zwei oder drei Tage etwas nach meinem Training mit... mal davon abgesehen, dass der Clan so Beute an mir spart, die eigentlich eingeplant ist.« Ich bleckte die Zähne etwas und spannte die Muskeln an. Ich würde anders aussehen, wenn ich wie alle anderen Katzen fressen würde. »Nehm dir einen Schüler und dann bist du genauso nützlich., wenn nicht sogar nützlicher, denn das ist die Zukunft die du formst.« Ich selbst nahm mir keine Schüler, was aber eher an meinen Ansprüchen an die Jungen lag. Ohne Potenzial arbeitete ich nicht, denn der Aufwand war es mir nicht wert. »Wie kann man nur das Töten vermissen...«

"Du hast deinen Sinn für Humor verloren...falls du den je hattest" miaute ich und legte leicht den Kopf schief. Dann erwiderte ich: "Ich danke dem Sternenclan für jedes Leben, sowie es im Gesetz der Krieger steht, doch es tut mir ebenfalls gut, für meinen Clan zu sorgen."

Bei ihren Worten seufzte ich nur und warf ihr einen leeren Blick zu. »Ich besaß nie den Sinn für diesen Humor « fing ich an und leckte mir über die Schnauze. »... aber das ist okay.« Tatsächlich störte ich mich nicht daran, auch wenn es den Katzen in meiner Gesellschaft eine Hürde nehmen würde. Ich nahm alles viel zu ernst und wörtlich, weshalb man da auch leicht Spannungen erzeugen konnte. Ich schwieg und prüfte immer mal wieder die Luft. Manchmal lag mir ein Wort auf der Zunge, doch dann schwieg ich doch und lief einfach neben der Katze her. Ich dachte darüber nach, was genau diesen Humor und Witz ausmachte, was die Katzen daran fanden. »Magst du den Schnee?« Irgendwann brach ich dann doch die unangenehme Stille

Ich hatte während der Stille teils auf meine Pfoten teils in den verschneiten Wald geschaut. Ich fand sie nicht unangenehm die Stille, nein, im Gegenteil, meine Gedanken waren abgeschweift, doch nun holte mich der Alter zurück in die Wirklichkeit. Ich lächelte leicht. "Natürlich." Miaute ich leise. "Ich finde er macht alles schöner, edler."

»...« Ich nickte vorsichtig und blieb kurz stehen. Nachdenklich sah ich hoch ins Sternenvlies und suchte es nach kleinen Bildern ab. Die Sterne waren so faszinierend und meine Augen leuchteten etwas, als ich mich an dem klaren Abend erfreute. Es wurde in der Blattleere immer schneller dunkel, weshalb ich mich noch länger an den Sternen erfreuen konnte. Als Schüler hatten wir uns auch die Sterne angesehen, daran dachte ich gerade, wenn auch nicht beabsichtigt.

Ich war schon etwas vorgelaufen, abgelenkt von der schönen Schneelandschaft. Als ich bemerkte, dass Falcon stehen geblieben war, drehte ich mich um und sah zu ihn. Instinktiv wollte ich ihn fragen, ob er kommt, ließ es aber bleiben und lief stattdessen zurück zu ihm. Ich stand ihm nun gegenüber und folgte seinem Blick hoch zu den Sternen. "Ich schätze das ist deine Faszination." Miaute ich und bezog mich damit darauf, dass meine der Schnee war. "Die Blattleere hat wohl doch etwas für alle übrig." Murmelte ich.

"Sterne und Wolken sind beständig, jeden Tag kann man sie sehen, solange wie das Wetter mitspielt. Deinen Schnee gibt es nur in der Blattleere und er bringt mit all seiner Schönheit auch allerlei Probleme", meinte ich und kehrte langsam wieder zu ihr zurück, gedanklich jedenfalls. "Wahrscheinlich."

"Weißt du", erwiderte ich mit ruhiger Stimme. "Mich fasziniert gerade das, was man nicht immer haben kann, wennan sich es wünscht." Ich sah zu ihm hinunter. "Dann ist es nämlich nicht alltäglich, dann ist es etwas besonderes."

"Der Schnee ist nichts besonderes, Weißdornblüte. Wäre er das, gäbe es ihn nicht alle Blattleeren wieder. Mal davon abgesehen, dass auch die Sterne nicht immer die Gleichen sind. Jeden Tag kannst du andere Bilder in ihnen erkennen und nur wenige Bilder erscheinen dir immer wieder. Besonders ist weder der Schnee, noch die Sterne... besonders ist die Beziehung zwischen Räubermond und Hawkstar. Egal wie viele Leben die beiden leben würden, diese perfekte Chemie wird bei keiner anderen Katze auftreffen." Ich lief weiter. "Du wolltest jagen, wenn ich mich recht entsinne"

Sobald ich das Lager verlassen hatte blieb ich stehen und wartete auf @Heartpaw . Mein Blick wanderte durch die Gegend