Gary
"Aber Mama, ich will nicht weg!" Ich hatte sie den ganzen Weg stur angefleht. Papa war nicht mal mitgekommen, sagte er wolle nichts mehr mit bestimmten Katzen zu tun haben wollen oder so. Er hatte mir Lebewohl sagen wollen, aber ich hatte mich trotzig abgewandt.
Nun brachte Mama mich zu meinem sogenannten neuen Zuhause. Ich sollte nett zu den neuen Katzen sein, sagte sie, und ihnen sagen ich hätte mich verlaufen und meine Eltern lange nicht gesehen. Ich verstand nicht, wieso ich lügen sollte und noch weniger, wieso sie nicht selber mit den Katzen dort sprach.
Schließlich blieb meine Mutter stehen und ich sah verwirrt zu ihr hoch. Hier war waldiges Gebiet, ein Zweibeinerort direkt in der Nähe, man konnte den Donnerweg sogar in der Ferne hören. "Keine Angst, mein Kleiner." sprach meine Mutter. "Von hier aus musst du alleine gehen. Aber das schaffst du bestimmt, oder?"
Sofort stellte ich mich gerade hin und hob das Kinn. "Natürlich schaffe ich das!" miaute ich entschlossen, lockerte meine Haltung dann aber wieder und sah sie traurig an. "Aber muss ich gehen?"
Meine Mutter seufzte und nickte. "Ja. Das haben wir doch schon besprochen. Nun geh und trainiere hart, um eine starke, angesehene Katze zu werden." Ich wollte mich noch so gerne ein letztes Mal in ihr Fell drücken, aber sie stupste mich bereits mit der Pfote an und ich stolperte vorwärts.
Ich ging ein paar Schritte nach vorne, mein Blick zu Boden gerichtet. Ich fühlte mich so hintergangen, wieso wollten meine Eltern denn nicht mehr? Ich blieb noch ein Mal stehen, drehte mich um und rief: "Gut! Wenn du mich nicht mehr willst!" Mir kamen die Tränen, aber ich drehte mich schnell wieder um und lief los, bevor ich die Reaktion meiner Mutter sah.
Die Grenze bemerkte ich gar nicht und lief direkt drüber. Ich wurde mit der Zeit langsamer und blieb schließlich unsicher stehen. Ich war gefühlt schon so weit gelaufen, wo waren die Katzen, von denen Mama und Papa gesprochen haben? Gab es sie überhaupt? Was wenn sie logen und mich einfach aussetzen wollten? Erneut kamen mir die Tränen, aber ich wischte sie schnell mit einer Pfote weg. Nein! Eine starke Katze weinte nicht!
"Hallo?" rief ich daher laut in den Wald hinein. Mein Fell war ganz aufgewuschelt und einige Blätter und Zweige hatten sich darin verfangen. "Hilfe!"
@Halbpfote