Ich lief durch einen Wald, der dem des BaumClans zum Verwechseln ähnlich sah. Hier war der See, dort lag das verfallene Zweibeinernest, zu meiner rechten glitzerte der Fluss. Dennoch war es nicht derselbe Wald oder war ich es, der nicht derselbe war? Leichtfüßig schwebte ich über den Boden, ich fühlte mich wach und irgendwie... jünger. Die Sonne warf in regelmäßigen Abständen warme, angenehme Flecken über meinen Rücken, kaum zu vergleichen mit der sengenden Hitze, die in den letzten Tagen aufgetreten war.
Meine Pfoten führten mich näher an den Fluss heran und ich folgte dessen Lauf stromaufwärts. Merkwürdigerweise hatte ich das Gefühl, denselben Weg vor nicht allzu langer Zeit gegangen zu sein... Bald erreichte ich den Wasserfall, dessen lautes Rauschen in diesem Wald dumpfer klang, obwohl sein majestätischer Anblick keinen Dämpfer bekommen hatte. Geschickt kletterte ich über die Steine - und erschrak. Auf einem Felsen nicht unweit von mir beugte sich eine mir nur allzu bekannte Katze über eine scheinbar schlafende Gestalt. Es war dennoch nicht Mottenflügels Anwesenheit, die mich verunsicherte, nein, neben ihr stand ein weiterer Kater, der unmöglich hier ein konnte.
"Rindenpelz?"
Eine böse Vorahnung tat sich in mir auf, als ich näher trat. Tatsächlich, dort auf dem Felsen, das war nicht irgendeine Katze...
Bei dem Anblick verschwamm meine Sicht kurz - statt die Szene neben dem Wasserfall weiterhin beobachten zu können, war ich einige Augenblicke in die Vergangenheit versetzt: Ich war durch die Hitze und den Stress der letzten Tage ermüdet eingeschlafen und als ich später wieder erwachte, drehte sich alles. Meine Kehle war staubtrocken, weshalb ich versucht hatte, mich zum Wasser zu schleppen, doch mein Körper wollte mir nicht gehorchen, ich war gestolpert und zu Boden gegangen.
Meine Sicht klärte sich wieder. Fassungslos starrte ich meinen ehemaligen Clangefährten, den Gefährten meiner Schwester an, in dessen Fell eindeutig Sternenstaub glitzerte. Ohne dass er ein Wort sprach, wusste ich, was geschehen war.
"Dies war dein drittes Leben, Dämmerstern", hörte ich die ruhige Stimme des Katers, "Sorge dich nicht, dir bleiben noch sechs weitere. Nutze sie weise..."
Rindenpelz kam auf mich zu und mit jedem seiner Schritte, begann sich die Welt schneller zu drehen. Die Farben wurden schwächer, ich schloss die Augen und fiel in endlose Dunkelheit.
Dämmerstern?
Mein Kopf dröhnte, meine Glieder schmerzten, doch ich hörte die besorgte Stimme meiner Freundin. Auch das Rauschen des Wasserfalls dröhnte nun wieder schmerzhaft laut in meinen Ohren, es ließ das Blut in meinen Ohren unangenehm pochen.
Als ich die Augen öffnete, war meine Sicht unscharf und die Farben schienen unnatürlich grell, weshalb ich sie wieder schloss. Mein Körper fühlte sich, als würde er brennen, schlimmer als Fieber. Ein leises Stöhnen entwich mir, als ich versuchte den Kopf zu heben.
"Wasser", hauchte ich heiser und versuchte tatsächlich, mich aufzurappeln und dem kühlen Nass näherzukommen. Wobei ich sicherlich in den nächsten Tod stürzen würde, doch ohnehin spielten meine Muskeln nicht mit. Mein Kopf sank zurück auf den heißen Stein.
@Mottenflügel