Bei @Geisterjunges
'Das klingt doch ganz gut! Futter wirst du im Lager genug haben, da brauchst du dir keine Sorgen machen. Solltest du dich allerdings krank fühlen, würde ich vllt erstmal zum Heiler.. Naja, du weißt ja schließlich am besten wie es dir geht!' er lächelte den kleinen Kater sanft an

Von Ast zu Ast springend bewegte ich mich durch unserer Territorium. Ich ließ mir Zeit, da der Nebel nicht für meinen nächsten Heilerbaubesuch verantwortlich sein sollte. Mein Weg führte mich zum Fluss, da ich dort in der Nähe mein Lager aufgerichtet hatte. Ich wollte es zerstören, die letzte Symbolik der Trennung zerstören. Nur am Fluss angekommen, musste ich den Baum herabklettern. Die Strömung war wieder etwas zurückgegangen, zwar dennoch stark, allerdings nicht mehr unüberwindbar. Kraft und Ausdauer konnte ich gut aufbringen und im Wasser belastete ich meine Pfote nicht, weshalb sie mir nicht im Weg stand. Ich konnte wieder gut auftreten, allerdings fühlte es sich noch etwas komisch an.

Langsamer kam ich durch das Gebüsch gelaufen und sah mich am Fluss um. Das Wasser stand noch immer über und die Ufer waren matschig, weshalb ich nicht zu nah heran trat. Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr und erkannte @Falconcurse . Mein Bruder schien geklettert zu sein, was ich Zeit meines Lebens nie wirklich getan hatte, also beobachtete ich ihn etwas.

Meine Ohren zuckten, als ich hinter mir ein Geräusch vernahm und prüfte einmal kurz die Luft. Hawkstar war in der Nähe, doch das interessierte mich herzlich wenig. Ein Anführer sollte als Vorbild dienen, dachte ich nur verächtlich und sprang ohne zu zögern in das kalte Wasser. Meine Muskeln zogen sich etwas zusammen, doch paddelte ich mit kräftigen Zügen auf die andere Seite.

Dass er gerade jetzt schwimmen ging zeugte nur davon, wie lebensmüde er war. Jetzt ins eiskalte Wasser zu springen ohne vorher an die Kälte gewöhnt worden zu sein, das glich einem idiotischen Ende. Das Risiko auf einen Schock war groß. Vor allem aber war es die starke Strömung, die mich skeptisch machte. Wie wollte er mit seiner Schwäche gegen diese Massen ankommen? Ich legte leicht neugierig den Kopf schief und beobachtete ihn.

Ich kletterte auf einen Stein und sprang das letzte Stück über den Fluss. Schnell schüttelte ich mich und fing an, mein Brustfell trocken zu lecken. Mein Blick fiel auf die andere Seite. Der Nebel machte eine klare Sicht unmöglich, dennoch erkannte ich die Silhouette von Hawkstar. Armselig. Ich atmete tief aus, nur um mir die kleine Wolke anzusehen. Es war faszinierend.

Noch immer emotionslos musterte ich den Kater eine Weile bevor ich schließlich am Fluss entlang in seine Richtung lief. "Das war gefährlich. Du hättest sterben können.",meinte ich und nickte zum tosenden Wasser.

"Dann wäre dem eben so gewesen. Du kannst bei jeder Tätigkeit sterben und sie deshalb nicht auszuführen raubt dir mehr, als das es dir bringt. Du kannst sogar beim Schlafen sterben." Ich folgte dem Flussverlauf etwas, mein Bruder würde wohl nicht den Fluss überqueren. Aber wovor fürchtet er sich? Er kann doch mehrfach sterben.

Ich bildete einen Spiegel zu ihm und folgte seinen Schritten, den Blick auf meinen Bruder gerichtet. "Man muss nicht unnötig in den Tod rennen, so wie du es eben versucht hast.",erwiderte ich noch immer Recht gleichgültig.

"Wie kommst du darauf, dass ich in den Tod renne? Von diesen Gedanken habe ich mich schon vor Monden befreit. Das Leben ist viel zu wertvoll, als das ich es so riskieren würde, wie du es gerne darstellst." Seine Worte sorgten für ein genervtes Augenrollen, doch blieb er sonst verschont. Ich musste eh in diese Richtung, also sollte er doch mitlaufen.

"Die Strömung ist für einen Krieger mit gesundem Verstand zu stark, als dass er es riskieren würde, hinein zu springen.",erwiderte ich. Dabei verfolgten ihn meine eisblauen, leicht verengten Augen genau, zeigten kein Gefühl. Auch das genervte Augenverdrehen meines Bruders ignorierte ich gekonnt. "Du schätzt das Leben wert und führst dennoch eines, das keinen Sinn und Zweck hat." Das war kein Vorwurf sondern eine Feststellung. Wenn ich Mal so darüber nachdachte... Er hatte keine Freunde, keine Familie mehr die er leiden konnte, oder die ihn leiden konnte, Weißdornblüte hatte ihn abgeschrieben... Nein, er vegetierte nur noch vor sich hin. Nicht einmal vollständig im Clan aufgenommen war er.

"Für einen Krieger mit Verstand zu stark? Nein. Beobachte den Fluss und du weißt genau, wo du ihn überqueren kannst und welche Stellen wirklich riskant wären. Du bist bei Jagd- und Kampfanalysen stehen geblieben." Bei seiner 'Feststellung' stahl sich ein Schmunzeln auf meine Lippen. "Mein Leben hat einen Sinn, einen Zweck... doch wie willst du es verstehen, wenn dein Gehirn die Größe von Mäusekot besitzt? Sind für dich materielle Dinge, äußere Güter, etwa der Sinn im Leben? Ich schätze mein Sinn, mein Ziel und mein Zweck sind nur nicht so oberflächlich. Ich bin nicht so einfach gestrickt, nicht so primitiv und unterscheide mich deshalb von deinen Clankameraden. Aber ich finde es gut, wie du glaubst, du würdest Fortschritte in deinen Analysen erzielen... dabei kratzt du wie immer nur an den Oberflächen"

"Unnötige Risiken bei dem schnellen Strom einzugehen wäre irrational und völlig lebensmüde. Sollte ich auch nur einen Fehler machen, könnte ich sterben. Mal davon abgesehen, dass ich es neun Mal kann, ich bin nicht sehr erpicht darauf, zu ertrinken." Und schon wieder bezeichnete er mich indirekt als dumm, was mir einen kleinen Stich in der Brust gab. Dennoch ließ ich mir davon nichts anmerken, in keinster Weise. Er hatte mich schließlich oft genug so genannt. Warum es mich immer noch ein wenig verletzte, lag vielleicht daran, dass ich eigentlich nicht der Überzeugung war, dumm zu sein. Dumme Katzen wussten, dass sie dumm waren. Aber es kümmerte sie nicht. Ich hielt mich für intelligent, wenn mir jemand ankam und behauptete, ich sei dumm, nahm ich das persönlicher, als ich vielleicht wollte. Gerade von ihm, meinem großen Bruder, den ich Zeit meines Lebens als eine der intelligentesten Katzen im Clan kennen gelernt hatte. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass er Recht hatte, lag durch mein angeschlagenes Selbstbewusstsein in letzter Zeit beeinflusst zu hoch für meine Ansprüche. "Materielle Dinge sind es nicht. Ich habe eine Geschichte, ich bin etwas, ich habe etwas, das mich zu dem macht, der ich bin." Meine Gedanken wanderten kurz zu Räubermond, weshalb ich für einen Augenblick den Kopf abwandte, dann aber wieder zu ihm sah. "Sag mir, was soll dein Sinn sein?" Seine letzten Worte versah ich nicht mit einer Antwort, schluckte die bissigen Bemerkungen einfach herunter.

"Aber du könntest berichten, was sonst keine andere Katze kann. Du kannst genau sagen, wie es ist zu ertrinken... die Gefühle und Gedanken erläutern und dann auf die Dringlichkeit hinweisen... zeigen, wie wichtig es ist, Schwimmen zu können." Ich legte den Kopf schief und stieß wieder stark die Luft aus. "Materielles; wie ich bereits sagte. Deine Geschichte ist zwar nichts fassbares, aber so wie du sie benutzt, ist sie etwas Materielles. Deine Geschichte, die Geschichte einer jeden Katze... ist doch nur... Vergangenes. Geschichte prägt dich, aber ist doch nicht der Sinn. Du willst so etwas wie Ehre, du willst eine Geschichte sein... die man sich erzählt... aber dadurch bist du abhängig von anderen. Dein Sinn, ist abhängig von der Meinung und den Taten anderer. Ein Sinn sollte dich nicht zu dem machen, was du bist. Er sollte deine Entwicklung vorantreiben und dich nicht in der Gegenwart feststecken lassen." Ich seufzte nur leise und sprang über einen Ast hinweg. "Warum klingt das gleich so vorwurfsvoll und trotzig? Sag, warum sollte ich denn keinen Sinn mehr haben?"

"Würden mir Katzen glauben, die sich nicht einmal den Sternenclan selbst vorstellen können? Was bringt es Katzen, zu wissen, wie es ist zu ertrinken? Dass man danach tot ist, das wissen wir alle, eine größere Abschreckung gibt es nicht." Ich konnte seine genervte Art mir gegenüber nicht ausstehen, war aber sehr ruhig und zeigte selbst nur bedingte Neugier an dem Gespräch. "Allein, dass ich Anführer des Rosenclans bin, das sollte mich in folgenden Generationen im Gedächtnis halten. Ich werde einige Schlachten gewinnen, den Clan wieder Erstarken lassen und dann wird meine Geschichte in der Zukunft ebenfalls einen Sinn haben. Somit auch ich selbst." Bilder aus meiner Schülerzeit fuhren mir durch den Kopf, besonders der Kampf gegen Perlmuttflut. "Meinen Namen rein zu waschen, ja, das könnte man mit dem Wunsch nach Ehre vergleichen. Ich will als ein ehrbarer Krieger in die Geschichte der Clans eingehen, nicht als irgendjemand, der Mal dabei war." Vielleicht war es töricht zu glauben, dass es einfach so passieren würde, ja. Aber das tat ich ja auch nicht. Ich arbeitete dafür, hart, jeden Tag. Vielleicht nicht immer in die Richtung in die ich wollte. Doch ich erwartete ganz sicher nicht, dass es mir einfach zugeflogen kam. "Mein Sinn ist abhängig von den Entscheidungen anderer, nicht von ihrer Meinung. Die Meinung anderer Katzen hat nur dann auf mich Einfluss, wenn ich die Katze respektiere oder sie meinen Status beeinflussen könnte." Seine Frage ließ mich wieder zu ihm herüber schauen, nachdem ich eine Weile nur auf den Weg vor mir gesehen hatte. "Du hast nichts. Keinen Clan, der hinter dir steht, keine Katzen, die einen Wert auf dein Leben legen und keinen Einfluss auf die Katzen um dich herum. Du lebst einzig und allein für dich selbst, was bringt dir das aber, wenn du am Ende nichts erreicht hast? Du hast dein Potential nicht ausgeschöpft, körperlich vielleicht, aber dein Geist könnte deutlich mehr. Und du hast dein Wissen, deine Überzeugungen an niemanden weiter gegeben, sie überdauern dich nicht. Was also ist der Sinn eines Lebens, das sich nur darauf beschränkt, das körperliche Potential zu Erweitern? Machen wir uns nichts vor, weil du das Volumen des Heilerbaus versuchst zu berechnen erweiterst du deinen Geist nicht." Meine Sicht auf die Dinge hatte sich über die Jahre etwas verändert. Ich betrachtete mich selbst noch immer als das, was ich stetig stark halten wollte. Doch nun, wo ich eine Gefährtin und einen Clan hatte, da war es mir ebenso wichtig, diese stark zu halten. Ich war etwas, das ich in dieser Welt halten wollte, ich wollte derjenige sein, der die Fäden zog. Ich wollte die Kontrolle, nicht nur über mich selbst, über alles.

"Meinungen bestimmen aber, wie deine Geschichte erzählt wird." Kam die ruhige Antwort meinerseits, denn er zeigte mir - wie so oft und das bedauerte ich allmählich - das er die Dinge einfach nicht zu Ende dachte. "Ich habe nichts? Du kommst schon wieder auf Materielles zu sprechen und scheinst anscheinend auch nicht davon abzulassen. Enttäuschend, aber es sollte mich eigentlich nicht mehr überraschen. Ich beschränke keineswegs nur auf das Ausschöpfen meines körperlichen Potenzials. Deine fehlerhaften Analysen machen mir allmählich wirklich Sorgen, wenn du wirklich das glaubst." Das war ernstgemeint, denn das konnte er doch nicht ehrlich Ernst meinen, oder? "Ich gehöre dem RosenClan an, ich habe einen Clan, aber ja, vielleicht steht er nicht hinter mir, vielleicht gibt es keine Katzen denen etwas an meinem Leben liegt und dennoch könnte ich sehr viel schneller meinen Einfluss aufbauen, wie du denkst. Nur bei einem Punkt gebe ich dir recht, es gibt kein Erbe. Aber warum sollte ich in den Köpfen weiterleben wollen? Dein materiellisierte Sinn ist Besitz, mehr nicht. Vielleicht solltest du dich wirklich weiter auf die Oberflächen konzentrieren und daran kratzen"

"Diese Welt bietet nicht mehr an, als den Besitz und den Ausbau von Fähigkeiten.", erwiderte ich. Es schien, als würde ich ihn mit einem erdolchenden Blick Anstarren, dabei war mein Ausdruck genauso regungslos wie gerade eben. Seine Worte ergaben zwar auf einer gewissen Ebene Sinn, doch war das nicht das Denken, das ich für richtig erachtete und für realistisch. "An Besitz und Leistung messen wir einander, messen wir den Wert einer jeden Katze, die Macht und den Einfluss einer jeden Persönlichkeit. Es mag sein, dass es mehr gibt, so oft es behauptet wird. Doch zu was bringt einen dieses Etwas, das noch mehr geben soll? Du strebst nicht nach Macht, du strebst nicht nach Einfluss. Wonach strebst du, wenn es nicht das ist? Nach Weisheit? Nach Frieden? Nach Liebe? All das sind irrationale Gefühlswelten, nicht berechenbar und schon gar nicht einfach zu beschaffen. Der Weg, den ich gehe, der ist auch nicht das, was ich als leicht erachten würde und auf keinen Fall für Köpfe, die in den Wolken schweben. Es kommt niemand zu Einfluss, der nur seine eigenen Werte als richtig anerkennt oder sich zu sehr auf die verlässt, die er als stark erachtet. Wer ständig mit den Gedanken woanders ist als beim Ziel, der wird sich darin verlieren und letztendlich daran zugrunde gehen. Warum sollte ich mich auf mehr konzentrieren als auf das, was ich erreichen und haben will? Mein Besitz lässt mich anderen in die Köpfe wandern, ihnen Angst einjagen, sie manipulieren und auseinander nehmen, denn wenn ich etwas besitze, das mächtig ist, dann bin ich mächtig." Noch nie zuvor hatte ich meine Denkweise jemandem so deutlich auf den Tisch gelegt, so detailliert erklärt. Und das lag daran, dass er mir a) in seiner Position momentan nicht gefährlich werden konnte b) er womöglich vom Verstand her der einzige war, der es nachvollziehen könnte, da er die moralischen Werte ebenfalls nicht vertrat. Zumindest vermutete ich das. Selbst Räubermond würde ich niemals davon erzählen wie mein eigentlicher Plan aussah. Sie war für mich sowieso etwas besonderes, verdiente einen eigenen Status in meiner Welt, einen, der nur mir unterstellt war und sonst keinem. Und sie erforderte besonderen Schutz meinerseits. Ich hatte sie noch nie in meine Berechnungen mit einkalkuliert, da sie eine nicht berechenbare Konstante in der Gleichung war, etwas, was ich selbst wohl kaum definieren könnte. Ihre Entscheidungen basierten grundsätzlich auf Emotionen, sie war eine Katze, die nicht immer nach Logik handelte, sondern rein nach dem, was ihr Herz ihr sagte. Meine Augen schienen Falconcurse zu erstechen, während ich ihn noch immer völlig ruhig ansah. "Du gehörst einem Clan an, wenn du akzeptiert wirst. Und das wirst du nicht. Erst wenn es offiziell wird, wird man merken, dass du da bist und vielleicht werden sich Katzen an dich heran wagen. Aber so wie ich dich einschätze, so wird es dir egal sein. Oberflächen sagst du? Ich denke, du hast zu lang im Wald gelebt, um noch richtig beurteilen zu können wer von uns hier die Fäden in der Pfote hält."

Die Einfältigkeit meines Bruders enttäuschte mich, denn ich erwartete eigentlich etwas Besseres von 1. meinem Bruder und 2. dem Anführer des RosenClans. Normalerweise reizten mich diese Gespräche, denn im Normalfall würden sie meinen Verstand beanspruchen und dadurch für eine innere Befriedigung sorgen, doch dieses Gespräch enttäuschte mich einfach nur noch. Sein Blick machte mir nichts aus, im Gegenteil, er amüsierte mich und hielt mich wenigstens etwas bei Laune. "Ich will den Besitz oder der Ausbau von Fertigkeiten nicht kleinreden, diese Welt bietet jedoch mehr und das solltest du längst erkannt haben. Ist Räubermond für dich denn nur Besitz? - wenn dem so ist, dann tut sie mir wirklich leid. Ich kenne mich nicht mit Gefühlen aus, ich bin was das angeht ein noch leereres Gefäß als du... allerdings sollte sie dich doch glücklich machen, oder nicht? Alle Katzen streben nach Glück, denn das ist das Ziel, auf das wir alle bewusst und unbewusst hinarbeiten. Du brauchst Besitz, ausgebaute Fertigkeiten, Ehre und Geschichte um am Ende ein glückliches Leben geführt zu haben und Räubermond macht dich glücklich, oder etwa nicht? Jede Handlung, jede Entscheidung dient einem Ziel und dieses Ziel einem anderen Ziel und alle führen schließlich zur Glückseeligkeit. Ich strebe derzeit nach einem einzigen glücklichen Moment, wenn ich dir diese Frage so primitv beantworten soll. Die Perfektion ist ein Wegbegleiter und Balast und Hoffnungsschimmer zugleich, allerdings kann ich von mir behaupten, noch nie in meinem Leben glücklich gewesen zu sein und noch nicht einmal daran gekratzt zu haben. Zufriedenheit ist ein Stadium vor dem Glück, doch wann bin ich das schon? Wenn ich trainiere und dann an dieser Befreiung solange festhalte, bis ich zusammenbreche und dem harten Boden der Realität und des Unglücks entgegensehe? Wenn ich mich in meinen Gedanken vertiefe und in den Kaninchenbau krieche? Wenn ich vor lauter Gedanken das Essen, Schlafen und Trinken vergesse? Einfluss ist etwas Schönes, genauso wie Macht und ich würde mich selbst der Lüge bezichtigen, wenn ich sage, dass ich nicht ebenso ein Unterziel davon habe. Dennoch ist Macht und Einfluss etwas heimtükisches und kann ebenso positiv wie negativ auf eine Katze einwirken. Ich versuche es dir gerade oberflächlich zu erklären, etwas an der Oberfläche zu kratzen, denn mehr würdest du so doch gar nicht verstehen; auch wenn ich mir wünschen würde, dass du es tust. Eine Unterhaltung auf diesem Niveau würde mich mehr als nur reizen." Ich sprang wieder über einen Ast und fixierte dann kurz meinen Bruder. "Wen willst du denn Angst einjagen? Deinen Clankameraden? Den anderen Clans? Du machst dich derzeit mehr zum Gespött, als das du wirklichen Druck aufbauen würdest. Deine Clankameraden respektieren dich, akzeptieren dich als Anführer... aber das ist dir sicherlich nichts Neues. Du verfolgst Ansätze von intelligenten Spielzügen, allerdings bist du nicht der beste Spieler. Andere zu manipulieren ist gut, aber dennoch sollten deine Katzen nicht das Hirn einer Ameise besitzen. Es würde dir vielleicht schwerer fallen, aber dann würden sie dir auch etwas nützen. Willenlose Gefolgschaft klingt vielleicht auf den ersten Anhieb ganz nett, aber am Ende würdest du nicht das Gefühl verspüren, irgendetwas erreicht zu haben. Denn diese Gefolgschaft wäre nicht mächtig, sondern ein Schwachpunkt. Je einfacher die Manipulation, desto schneller kannst du sie auch einreißen. Es braucht nur jemanden der besser spielt und schon ist deine Gefolgschaft nicht mehr dein Eigentum." Ich gähnte einmal und seufzte wieder. "Ich wollte einen guten Anführer für den RosenClan, aber du bist auch nicht der Richtige - obwohl ich das gerne glauben wollte. Ich dachte wirklich, du könntest etwas erreichen und würdest die Schmach wiedergutmachen, allerdings sollte ein Anführer auch aufopfernd sein und das bist du nicht. Du bist jetzt vielleicht noch die beste Wahl, bis Räubermond an ihren Aufgaben gewachsen ist - außer du kommst von deinem Trip runter und hörst auf... dich von Macht und Einfluss verändern zu lassen." Ich wandte mich langsam ab. Ich musste mein Lager schnell zerstören, ehe ich wegen der Veränderungen meines Bruders noch etwas Dummes anstellte. "Ich werde bereits akzeptiert, andernfalls zeige mir einfach ein Gegenbeispiel"

Ich hörte ihm Aufmerksam zu, so wie er mir zugehört hatte, und nahm jedes einzelne Wort auf. Er verstand es nicht. Nicht, was ich ihn verstehen lassen wollte. Aber ich hatte nicht mehr erwartet. Unsere Prinzipien und Herangehensweisen waren zu verschieden, um.die des jeweils anderen vollständig zu begreifen, wie mir nun schien. Ich verstand ihn nicht, er mich nicht. "Räubermond ist alles andere als mein Besitz. Sie ist etwas, das nicht in das Konzept, das ich mir aufgebaut habe, hinein passt, sie ist ein unbestimmter Teil des ganzen, eine eigene, undefinierbare Welt. Für dich ist sie wahrscheinlich wie jede andere Katze, die dir nicht das Wasser reichen kann. Aber deine Einschätzung läuft in den Sand, sie ist für mich weder Besitz noch Mittel zum Zweck. Das Konzept der Liebe habe ich noch nie und werde ich wahrscheinlich auch niemals verstehen. Aber das ist egal, denn es beeinflusst meinen Plan nicht." Ich wich einem etwas größeren Baumstumpf aus, nur um dann wieder als Spiegel auf der anderen Seite des rauschenden Flusses zu laufen. "Dein Glück zu erlangen könnte so einfach sein. Du stehst dir dabei allerdings selbst im Weg und wehrst dich gegen euer Schicksal, als dass du den Dingen einfach ihren Lauf lässt. Du hast Angst vor dem Schmerz, der folgen könnte, wenn es sich wieder als ein Fehlschlag herausstellt. Und du bist unfähig, sie in deinen Gedanken zu töten, wie du so schön formuliert hast." Für den Bruchteil einer Sekunde zuckte mein linker Mundwinkel, doch ich verzog daraufhin wieder keine Mine. "Du hast es nicht verstanden. Du hast das ganze Prinzip nicht verstanden.",erwiderte ich mit einem Anflug von Enttäuschung in der Stimme. "Glaubst du etwa, ich verwandle mich in ein machthungriges Monster, dass den Katzen nicht einmal mehr erlaubt zu denken? Dass ich zu einem Tyrann werde? Ich habe weder das eine noch das andere vor. Die vorherigen Fehler sind durch den plötzlichen Umbruch entstanden. Mehr war es nicht. Die Dinge laufen seit meiner Ansprache an den Rosenclan bereits anders. Und wer Angst haben sollte? Zweifler, Gegner, andere Clans, Streuner, Einzelläufer, Hauskätzchen... Dass du keine Angst haben wirst, ist mir bewusst. Und ich habe auch nicht vor, es zu versuchen. Auch Räubermond braucht keine Angst zu haben. Es sind lediglich diejenigen, die es wagen, ohne ein einziges Argument meine Entscheidungen anzuzweifeln. Sie müssen Angst haben. Und sie werden Angst haben." Ich machte eine kurze Pause, bevor ich wieder antwortete: "Zum Gespött mache ich mich doch schon immer. Aber steht's nur Zeitweise. Es zählt zur Taktik dazu, denn dadurch ist die Wirkung, wenn der Plan letztendlich aufgeht, umso stärker." Schließlich blieb ich stehen, als ich auf der anderen Seite, direkt neben mir und vor ihm, sein altes Lager erkannte. Wenn man einen Blick analysieren müsste, so würde meiner nun die geballte Macht meiner Entschlossenheit und meines Kampfeswillens zeigen. Und das, obwohl ich noch immer nicht den Mund bewegte, nicht mit der Nase zuckte, gar nichts. Nur meine Augen und ihr Ausdruck veränderten sich. "Einen starken Clan. Das will ich. Ein Kampf, der sich zu kämpfen lohnt. Ein Kampf um den Platz des Stärkeren. Der Clan, der am stärksten ist, wird anerkannt, wird gefürchtet und gleichzeitig respektiert. Seine Katzen sind stark, sein Anführer ist stark und seine Prinzipien sind stark. Es gibt nichts anderes, nur diesen einen Weg und diesen Weg werde ich den Rosenclan einschlagen lassen. Wie ein Teich, in dem die Großen Fische die kleineren fressen, so werden die stärkeren Krieger die schwächeren zu stärkeren erziehen und trainieren, bis es keine einzige schwache Katze mehr im Rosenclan gibt und jede einzelne von ihnen Friede und Glück gefunden hat. Das ist es, was ich will. Die Mittel, um zu diesem Ziel zu kommen, die werden den Clan Mitgliedern nie bewusst, es sind einzig und allein meine Pfoten, die die Fäden halten und die lenken, was mir gehört. Eine Geschichte, den Aufstieg des Rosenclans zum stärksten aller Clans und letztendlich seine unumstrittene Machtstellung. Du meinst, ich opfere nichts? Ich gebe meine neun Leben einzig und allein dem Clan und seinem Wohlergehen. Ich will keinen Krieg. Ich will Stärke. Für den Clan. Ich opfere Zeit, ich opfere Energie, ich opfere Schlaf. Was willst du mehr, Falconcurse?"

Ich schüttelte leicht den Kopf und brummte einmal tief. "Vielleicht ist das dein Vorhaben, aber deine Macht hat dich jetzt schon negativ beeinflusst", meinte ich bedauernd und hob eine Augenbraue. "Ich habe es durchaus verstanden, allerdings spreche ich lieber Zweifel an, als dir ein stummes Nicken des Verstehens zu schenken. Du denkt, Weißdornblüte wäre mein Glück? Nein, einfach nur nein." Mehr sagte ich dazu nicht, denn er schien es gar nicht verstehen zu wollen. Immerhin kam er mir immer wieder mit Weißdornblüte.

"Und welche Zweifel hast du noch?",fragte ich und sah ihn weiterhin mit dem leicht unheimlichen Blick an. "Ich sage nicht, dass sie es ist. Sie könnte es aber sein. Du stellst dir und ihr nur etwas in den Weg, das sich nicht mit Leichtigkeit einreißen lässt." Ich legte leicht den Kopf schief und musterte sein Lager. "Negativen Einfluss hat Macht immer. Recht machen kann ich es nicht allen, das ist aber egal, solange der Großteil stark wird durch mich."

"Hawkstar", meinte ich nun gefährlich ruhig und sprang wieder ins Wasser; überquerte den Fluss und blieb triefend vor Nässe stehen. "Ich weiß nicht, wer in dein Hirn geschissen hat oder ob du nur noch einen rosaroten Regenbogen vor Augen hast, weil deine Liebe zu Räubermond und deine Erfahrungen dafür sorgen,... aber wenn dir etwas an deinem Pelz liegt, bist du jetzt besser still und schluckst deine falschen Ratschläge schnell wieder herunter. Ahnungslosigkeit ist gefährlich, wenn man mich nicht reizen will. Wenn du auch nur ansatzweise verstehen wollen würdest, würdest du mir nicht ständig das Gleiche vorschlagen. Weißdornblüte ist Abschaum, nicht einmal ihr Verstand ist der Gleiche geblieben. Sie ist ein Schatten, mehr nicht. Ich konnte sie nicht in Gedanken töten, weil ich nicht vergessen kann. Mein Fluch des Nicht-Vergessens ist sicherlich ein Segen, aber oft genug mit Qualen verbunden. Ich weiß nicht, was du denkst, warum es so gekommen ist, aber erwähnst du noch einmal Weißdronblüte im Zusammenhang mit meinem Glück, werde ich erstmals einen Kampf anzetteln und dich vor dem Clan demütigen." Ich bleckte die Zähne und lief dann weiter. "Nein, Macht hat nicht immer einen negativen Einfluss - die Katze muss nur stark genug dafür sein"

Geduldig ließ ich ihn zu mir herüber kommen und wartete, bis er mit seiner überdramatischen Rede fertig war. Gelangweilt wirkte ich nun und legte leicht den Kopf schief. "Wahnsinnige verleumden, dass sie wahnsinnig sind. So ähnlich ist es auch mit denen, die die Wahrheit nicht erkennen wollen. Sie verschließen die Augen vor den Tatsachen. Aber ich quäle dich nicht weiter, die Niederlage im Kampf wäre schließlich doch zu viel für dich." Tatsächlich hatte ich gerade jetzt keine Motivation dafür, mit ihm zu kämpfen. Ich hatte keine Angst vor einem Kampf mit ihm, aber ich erholte mich noch von meinem letzten und das wären unfaire Bedingungen. *Den kann ich auch im Schlaf besiegen. Dennoch, werden wir nicht übermütig.*,dachte ich und sah ihm nach. "Mach dich trocken, du schleppst uns noch den grünen Husten ins Lager." Ich klang nicht mehr gelangweilt, sondern wieder neutral, aber da ich herzlich wenig auf seine Drohung gab, war es nur eine Sache der Höflichkeit, nicht der Wahrheit. Das Gespräch mit ihm fing nämlich nun an, mich zu langweilen.

"Ich verliere nicht, das widerspricht meiner Natur", war alles was ich noch dazu sagte und schwamm wieder auf die andere Seite. Wie gefährlich oh ohh Ich rollte mit den Augen und ging schließlich zu meinem alten Lager. Kurz warf ich sehnsüchtigen Blick darauf und riss dann aber alles nieder. Das hier sollte kein Ort werden, an den ich immer wieder zurückkehren konnte. Meine Entscheidung war gefallen und notfalls musste ich eben Räubermond auf den Anführerposten heben. Ich trainierte noch etwas, ehe ich unter dem Sternenvlies wieder ins Lager zurückkehrte.
-> Ende/Lager

Ohne einen Ausdruck im Gesicht, mein gesamter Körper schien kein Gefühl zu vermitteln, sah ich meinem Bruder nach und blieb stehen, beobachtete ihn dabei, wie er sein Lager vernichtete und somit auch die letzte Bindung an sein Leben im Territorium. Dann verschwand er auch schon. *Ich verliere nicht, das widerspricht meiner Natur.*,hallte es in meinem Kopf wieder. "Nein, Bruder. Es widerspricht deinem Willen. Das ist alles.",murmelte ich, als er außer Hörweite war und begab mich dann selbst in Richtung Lager.