"Wo ist Mama hin? Und Papa?"

Schon von Anfang an verfolgte mich die Einsamkeit.
Meine Eltern starben, bevor ich mich an sie erinnern konnte, ebenso meine Geschwister. Die Königinnen des Clans zogen mich auf.
Damit begann meine traurige Geschichte...

"Von diesem Tag wirst du den Namen Abendflamme tragen! Diene deinem Clan bis zum Ende deines Lebens!"

Schließlich schaffte ich meine Ausbildung und wurde zu einer hervorragenden Kriegerin.
Mehr erwartete ich auch nicht vom Leben. Dieser Rang war bereits eine große Ehre für mich!

"Mit diesem Leben gebe ich dir Mut! Setze ihn gut ein, um deinen Clan zu verteidigen."

Kurz nachdem ich Stellvertreterin geworden war, starb der damaliger Anführer Wolfsstern, der schon sehr alt war.
Ich nahm seinen Platz ein, obwohl ich noch eine so junge, unerfahrene Kriegerin war.
Mir war bewusst, dass ich nun niemals Junge haben könnte - doch das nahm ich in Kauf.
Der Clan war das wichtigste für mich!
...denn meine Familie hatte ich sowieso schon längst verloren.

"Ich werde den RosenClan erblühen lassen! Er wird heller strahlen als alle anderen Clans es jemals getan haben!"

Ich war sehr entschlossen und wollte nur das beste für den Clan.
Der Clan wuchs schneller als erwartet.
Ich bildete Eichenglut aus, der mein erster wirklicher Schüler war.

"Für mich bist du mehr als eine Anführerin..."

Eines Tages kam ein Streuner ins Lager - er hieß Seelenkralle.
Ich gestattete ihm zu bleiben und kurze Zeit später wurde er im Clan aufgenommen.
Wir freundeten uns an, auch wenn wir anfangs viele Unstimmigkeiten hegten.
Einige Zeit später jedoch gestanden wir uns beide unsere Gefühle und wurden Gefährten.
Er war nun alles für mich, denn er war der einzige, der mich nicht nur als Anführerin sah, sondern als Katze.
Und er liebte mich... So, wie es niemals jemand getan hatte und so, wie es niemals wieder ein Kater tun würde.

"Er wird immer da sein, wird dich beschützen und über dich wachen, immer und überall, Schwalbenjunges..."

Ich gebar ein Junges: Lavendeljunges.
Ich liebte den Kleinen so innig, wie ich auch Seelenkralle liebte. Zudem fand ich ungefähr zur gleichen Zeit ein Streunerjunges, das ich aufzog: Schwalbenjunges.
Doch nun begann das Leid seinen Lauf zu nehmen: Zuerst starb Lavendeljunges tragisch. Ich ließ mir nichts anmerken, doch es riss ein großes Loch in mein Herz.... Und die Tragödie war noch lange nicht beendet...

"Auch wenn du nicht mehr bei mir ist bist, wird mein Herz dich niemals gehen lassen!"

...Wenig später ging auch Seelenkralle von mir.
Nun hatte ich niemanden mehr außer meine Adoptivtochter. Und Schwalbenjunges war der einzige Grund, warum ich weiter lebte!
Ich vernachlässigte den Clan ab diesem Zeitpunkt, gab aber dennoch weiter mein bestes.
Doch die Trauer verschlang mich zunehmend...

"I am hopelessly in love with a memory. An echo from another time, another place..."

"Es wird Zeit, dass Schwalbenflug es erfährt..."

Viele Monde waren nun vergangen, in denen ich all die Lasten auf meinem Herzen tragen musste. Ich war nun schon sehr alt, hatte jedoch noch immer fast alle meine Leben übrig.
Nun entfasste ich einen Entschluss: Ich wollte meiner Tochter, die eigentlich nicht meine Tochter war, die Wahrheit berichten. Schwalbenflug sollte wissen, woher sie kam...
"Es wird ihr Herz zerbrechen... So wie meins schon viele Male gebrochen wurde."

„SternenClan, wieso tust du mir so etwas an? Was habe ich getan, dass die Ahnen mich so hassen??“

Schließlich berichtete ich Schwalbenflug die ganze Wahrheit.
Schwalbenflugs Reaktion war sehr heftig und ich wusste, dass Schwalbenflug mich nun für alle Zeit hassen würde...
Doch das war nun mal der Preis für all die Sünden, die ich begangen hatte.
Bei der Auseinandersetzung mit meiner Adoptivtochter verlor ich nicht nur meinen Lebenssinn, sondern auch das linke Auge - das Zeichen, dass ich gekämpft hatte. Doch leider war der Kampf verloren.

"Ich wollte nur noch hier liegen und auf den Tod warten."

Ich hatte jegliche Hoffnung verloren. Ich verkroch mich in meinem Bau, vergaß meine Pflichten als Anführerin und wollte nichts außer endlich Erlösung zu finden.
Ich entschied, dass ich den Anführerposten abgeben würde...
Es brachte mir nichts mehr, wenn ich ein -stern war. Was machte ein Titel schon aus, wenn man sowieso schon alles im Leben verloren hatte?
Also machte ich mich zusammen mit Schwalbenflug, der Stellvertreterin, auf den Weg zum Mondstein, um meine verbleibenden Leben dort abzugeben.
Ich wollte meine letzten Monde als Älteste im Kriegerbau verbringen.
Allein.
"I was in the darkness, so darkness I became."

„Abendglut... Ein passender Name...“

Nun hatte ich, die nun als Älteste den Namen Abendglut trug, doch meinen Frieden gefunden:
Schwalbenflug hatte mir verziehen und war meine Nachfolgerin geworden.
Mehr konnte ich wirklich nicht verlangen.
Zwar hütete ich noch immer eine tiefe Trauer in meinem Herzen, doch damit musste ich leben.
Denn meine Trauer und mein Schmerz waren die Zeichen dafür, dass ich wahrlich gekämpft hatte.
„Die Flamme ist längst erloschen, doch die Glut bleibt bestehen!“